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Stoch: „Mut zu innovativer Pädagogik!“

Stoch und Rivoir besuchen die Regenbogengrundschule

Hoffnung, aber auch Enttäuschung stand den erschienenen Lehrkräften und Eltern ins Gesicht geschrieben, als der SPD-Fraktionschef Andreas Stoch mit seinem Ulmer Stellvertreter Martin Rivoir die Grundschule am östlichen Tannenplatz besuchten. Mit jahrgangsgemischten Klassen und als Bildungshaus startete die Regenbogengrundschule im Schuljahr 2013/2014 als „Modellschule ohne Noten“. Die amtierende Kultusministerin Susanne Eisenmann hatte im Winter verfügt, dass dieses Modell beendet würde. Noch hoffen die Wiblinger, dass sie ihren Schulversuch doch noch fortsetzen dürfen: „Das ist das perfekte Modell für uns“, schilderte Schulleiterin Ulrike Engelhardt den beiden Landespolitikern. Jetzt sei das Konzept ausgereift und man könnte sehr gut damit arbeiten. Schule ohne Noten führen sehr wohl die Lernerfolgskontrollen , die dem Schüler in einem ausführlichen Feedback aufzeige, wo etwas zu verbessern sei. Keine Ziffernoten zu vergeben heiße nicht, dass „wir keine Leistung einfordern“, so einmütig Engelhardt und ihr Kollegium. Eine Mischung aus dem Feedback und herkömmlichen Noten sei nicht sinnvoll, da den Schülern ihre Lernentwicklung rückgemeldet werde. Viele Schulen hatten Interesse an dem Konzept und den ausgearbeiteten Materialien der Regenbogengrundschule. Grund für das Aus des Konzeptes seien fehlende Evaluation und wissenschaftliche Begleitung, die vom Kultusministerium hätten eingeleitet werden müssen. Doch das Lehrkollegium hatte die Rückmeldungen von Eltern wie Schülern in einem Erfahrungsbericht ans Ministerium ausführlich geschildert und eine Selbstevaluation durchgeführt.

Während Stochs Amtszeit als Kultusminister war das Projekt gestartet, die  „wissenschaftliche Begleitung ist immer noch möglich – wenn man es will“, meint Stoch dazu. Wenn es nur um die pädagogische Qualität ginge, könnte der Versuch fortgesetzt werden. Er sieht politische Gründe für die Absage des Modellversuches, die CDU wolle „die pädagogischen Freiheiten zurückstutzen“. In Baden-Württemberg diskutiere man immer die Formen der Schule ab der 5. Klasse: „Da haben die Kinder bereits zehn Jahre Bildung hinter sich“, sagte Stoch und verwies auf die frühkindliche Bildung als Fundament für eine gelungene Schulkarriere. Die Eltern berichteten Stoch und Rivoir, wie sie selbst anfangs skeptisch gegenüber der außergewöhnlichen Schule waren, sie jetzt jedoch andere Eltern von den Ergebnissen überzeugen: „Die Schüler kommen mit Motivation zur Schule, und verspüren nicht den Druck wie in einer herkömmlichen Schule“. Eine Lehrerin erzählte von ihrem Aufatmen, einem an sich guten Schüler für ein Blackout keine Sechs geben zu müssen, wo sie eigentlich wisse, dass er die Aufgaben lösen könne. „Die CDU hat keinen Mut, etwas neues auszuprobieren, sie verfährt immer nach dem Schema F“ konstatierte der frühere Kultusminister Stoch. Sein Vize Martin Rivoir berichtete von seiner eigenen Schulzeit am 2. Ulmer Modell (dem heutigen Anna-Essinger-Gymnasium), das 1970 als beinahe revolutionäres Ganztagsgymnasium gestartet sei und nach wenigen Jahren vom Kultusministerium gestoppt wurde: „Dieselben Debatten über neue Schulformen hatten wir damals auch schon“, sagte Rivoir und versprach wie Stoch, sich weiterhin für ungewöhnliche Schulmodelle einzusetzen. Viel Hoffnung konnten beide den Lehrern und Eltern nicht machen, dass sich die Lage noch bessern ließe.