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Antrag: Umbenennung der Mohrengasse

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

in der aktuellen Rassismus-Diskussion wollen wir den Blick auf die Mohrengasse lenken. Die Benennung dieser Gasse mitten in unserer Stadt nach dem ältesten Begriff im deutschen Sprachgebrauch für schwarze Menschen ist rassistisch und deshalb aus unserer Sicht nicht als Namensgeber geeignet. Der herabwürdigende Begriff reicht bis zum Beginn der kolonialen Expansion Europas (16.Jh.) und die darin verflochtene gewaltvolle Geschichte des Sklavenhandels zurück. Ein kritischer Umgang mit unserem kolonialen Kulturerbe sollte deshalb in einer respektvollen Umbenennung zum Ausdruck kommen.

Aus unserer Sicht könnte diese Gasse nach Manga Bell benannt werden. Manga Bell wurde 1873 in Kamerun geboren, war als Pflegekind in Aalen und ging in Ulm auf das Gymnasium. 1914 wurde er in Kamerun hingerichtet, nachdem er sich gegen die deutschen Kolonialherren einsetzte. Diese Namensgebung hat den Vorzug, dass sie nicht einfach die Spuren der Kolonialzeit in unserer Stadt tilgt, sondern einen Kritiker des deutschen Kolonialismus würdigt, der auch einen Ulm-Bezug hat.

Eine solche Umbenennung sollte nicht einfach durch eine Entscheidung der Verwaltung oder des Gemeinderats vollzogen werden, sondern es sollte darüber ein bürgerschaftlicher Dialog stattfinden. Wir schlagen vor, eine kleine Kommission einzurichten, die die Herkunft des Namens der Mohrengasse in Ulm aufarbeitet und dann ggf. einen Vorschlag für einen neuen Namen macht. Dieser Kommission sollten sowohl historische Expert*innen als auch in Ulm lebende Schwarze Menschen angehören.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Rivoir MdL

Stadtrat

Bild: Michael Staud (c) 2019